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Quelle: http://www.rheinpfalz.de/ [als pdf-Original: 07.11.2011 bzw. 02.11.2011]
Chaos im Gesundheitswesen
Edelhof-Theater spielt "Wer hat schon Angst vor Dr. Wolf?", und das Publikum krümmt sich vor Lachen
Von Regina Wilhelm
Kirrweiler
Christian Matow hat als Herr Schumacher eindeutig die schwerste Rolle. Er sitzt gut zwei Stunden im gleißenden Rampenlicht, komplett verbunden, ja selbst der Mund ist verklebt.
Das ist des Schauspielers Los im Stück "Wer hat schon Angst vor Dr. Wolf?", das das Edelhoftheater Kirrweiler am Wochenende im "Edelhof" erstmals aufgeführt hat.
Zu ihrem zehnjährigen Bestehen hat die Laientheatertruppe eine Komödie ausgewählt, die gespickt ist mit Situationskomik, einer Fülle von Gags oder Wortspielereien, die nicht zuletzt von der perfekten Umsetzung durch die Akteure leben. Wünsche bleiben da keine offen, denn allen zehn Darstellern gelingt es, ihre Figur gekonnt in Szene zu setzen.
Die Geschichte aus der Feder des Pfälzers Andreas Heck ist rasch erzählt: Im Wartezimmer einer Arztpraxis treffen einige Leute aufeinander, die natürlich alle den Doktor konsultieren wollen. Doch zunächst müssen sie sich - wie üblich - erst bei der Sprechstundenhilfe Fräulein Geißlein anmelden, die Fatima Radeta brillant spielt. Diese Dame hat es nämlich in sich. Strotzend vor Sexappeal, verdreht sie den männlichen Patienten den Kopf, um später einen herzzerreißenden Strom Tränen zu vergießen, als ihre Praxisgebühren verschwunden sind. Ihr Lover, der flotte Franzose Jean-Paul, den ebenfalls ein Neuling, nämlich Dirk Hinterlang, gekonnt mimt, entpuppt sich schließlich als der Bösewicht. Doch bis die Lösung ans Tageslicht kommt, müssen die geduldig Wartenden noch einige Herausforderungen bestehen.
Da treffen sich die Bekannten Heiner Schmitt (Wolfgang Dierolf) und Günther Schmidt (Stefan Eichhorn), zwei Möchte-gern-Machos, die ihre besten Tage schon lange hinter sich haben. Dass das keiner vor dem anderen zugeben will, versteht sich. Doch der nackte Beweis folgt auf dem Fuß: Als es darum geht, eine Urinprobe abzuliefern, versagen beide kläglich. Zum Glück hat die junge Sabine Starnberger (Maike Thirolf) damit keine Probleme. Dafür aber mit ihrem Gatten, in dessen Rolle Andreas Simon als ausgesprochener Jammerlappen zu wahrer Hochform aufläuft. Nein, er wolle nicht nach Thailand, heult er, aber in Wahrheit fürchtet er nur die vielen Impfungen. Und das zurecht. Nämlich sowohl er als auch die Anstandsfanatikerin Abstinenzia (Sabine Gallina-Zabilski) kommen aus dem Sprechzimmer mit verbundenen Armbeugen, die noch die roten Spuren ihrer schlimmen Behandlung aufweisen.
Nein, das Stück lässt kaum ein Element eines guten Lustspiels aus: Es gibt unmögliche Verwechslungen - sowohl, was die Personen als auch was die Urinproben betrifft -, es kommt zu Missverständnissen und Missdeutungen und schließlich zu einem Handgemenge mit unsäglichen Folgen für die Beteiligten. Der Auftritt des leicht trotteligen und sich vor Schmerzen krümmenden, obendrein stotternden Wachmeisters Walter Wachsam, den Thomas Rohr glänzend mimt, setzt den i-Punkt auf dieses Tohuwabohu. Statt für Ordnung sorgt er für allumfassendes Chaos.
Und zwischendrin fläzt sich - perfekt als Punkerin geschminkt und frisiert - nahezu als Ruhepol Regina Rettich auf dem Stuhl. In diesem Lärm, beklagt das Kaugummi kauende Girl, in dessen Rolle Melanie Schwaab zu großer Form aufläuft, könne sie wohl kaum in Ruhe ihr "Heavy Metal" hören. Und was das bedeutet, muss selbst das Publikum ohrenbetäubend erfahren. Dass am Ende doch noch (fast) alles gut wird, versteht sich. Lediglich Heiner Schmitt, der den Bogen gegenüber dem Polizisten überspannt hat, droht noch Ungemach; aber das wäre eine weitere Geschichte.
Am Ende strahlen begeisterte Akteure ob des lang anhaltenden Applauses ins Publikum. Und auch Regisseur Bode Redner ist mehr als zufrieden. Ja, betont er, die Gruppe habe prima gespielt, nicht zuletzt angetrieben von mitgehenden Zuschauern.
Aufführungen
Weitere Aufführungen von "Wer hat schon Angst vor Dr. Wolf?" gibt es im Edelhof Kirrweiler am 11./12. und 18./19. November, jeweils 20 Uhr. Restkarten zu 9, ermäßigt 7 Euro sind zu erfragen bei Sarianna Nails, Hauptstraße 2, Kirrweiler, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr; per E-Mail:
Klimbim im Wartezimmer
Hinter den Kulissen: Das Kirrweilerer "Theater im Edelhof" inszeniert die herzhafte Komödie "Wer hat schon Angst vor Dr. Wolf?"
Von Regina Wilhelm
Kirrweiler
"Was spielen wir?". Fragende Gesichter wenden sich Bodo Redner zu. "Erster Akt", kommt es zurück. Und schon bringt sich ein Teil der Schauspieler, die im Stück "Wer hat schon Angst vor Dr. Wolf?" auftreten, in Position. Letzter Feinschliff ist angesagt, denn am kommenden Freitag ist Premiere im Kirrweilerer Edelhof.
Die Bühne im Edelhof stellt eine Arztpraxis dar. Grün gestrichene Wände, "die noch mit Urkunden und Bildern geschmückt werden", ein Empfangsbereich und ein mit Stühlen, einem Tisch und einem Wasserspender ausgestattetes Wartezimmer. Neben einer Türöffnung, die ins Sprechzimmer führt, steht ein leerer Rollstuhl. Herr Schumacher (Christian Matow), der hier eigentlich sitzen sollte, kommt an diesem Morgen später.
Frank Starnberger (Andreas Simon) im Trachtenlook sitzt auf einem Stuhl und blättert in einer Zeitschrift. Frau Abstinenzia (Sabine Gallina-Zabilski) spaziert herein. Sie regt sich nicht nur über die zehn Euro Praxisgebühr auf, nein, auch darüber, dass die Leute heute keinen Anstand mehr haben. Denn die gute Frau, die mit ihrem Regenschirm drohend in der Gegend herumfuchtelt, ist Vorsitzende eines Anstandsvereins. Und warum Höflichkeit so wichtig ist, warum die Regeln von Herrn Knigge einzuhalten sind, darüber hält sie Starnberger und der Arzthelferin einen langen Vortrag.
"Nein, stopp", ruft Regisseur Bodo Redner dazwischen. Die Tirade müsse viel energischer kommen. Ach ja, und dann solle sie auch stärker auf ihren Gang achten, der "momentan selbstbewusst daherkommt wie der von Pippi Langstrumpf"; damenhafter solle er stattdessen sein. Zweiter Versuch. Dieses Mal versagt Simon, er wirkt nicht eingeschüchtert genug. "Kein Wunder, der wird ja auch schon wochenlang zusammengestaucht", kommentiert einer der Akteure lachend. Und was eine harmlos wirkende Zeitschrift für tiefgehende Wirkungen haben kann, zeigt sich im Anschluss. Die gute Abstinenzia fällt in Ohnmacht, während Frank Starnberger immer noch vor Angst vor den Spritzen bibbert, die er für den nur von der Gattin gewünschten Fernost-Urlaub braucht.
"Lauter sprechen, zum Publikum wenden", lauten die Anweisungen vom Regiestuhl. Wieder hat Melanie Schwaab, die die ausgeflippte Ramona Rettich mimt, ihren Kopfhörer vergessen, und in der Hose ist keine Tasche für den Geldschein. "Da muss ich mir was einfallen lassen", meint sie und prüft den Stiefelschaft auf Tauglichkeit. Da einige Schauspieler an diesem Vormittag verhindert sind, lesen andere die Rollen zusätzlich ein. Das ist teilweise verwirrend. "Wenn de Günther net do is, geht die Szene net." Wolfgang Dierolf, der selbst Heiner Schmitt und nun aushilfsweise auch Günther Schmidt spielt, weil Stefan Eichhorn fehlt, grummelt etwas. Es hilft aber nichts, die Show muss weitergehen.
Aufruhr total herrscht, als die püppchenhafte Arzthelferin (Fatima Radeta) entdeckt, dass ihre Kasse gestohlen wurde. Alle stürzen sich auf den vermeintlichen Dieb, bevor der Wachtmeister (Thomas Rohr) Hilfe holen kann. Das Tohuwabohu wird perfekt, als sich herausstellt, dass die Urinproben vertauscht und nun nicht nur Sabine Starnberger (Maike Thirolf), sondern auch zwei männliche Patienten schwanger zu sein scheinen. Der voll bandagierte Herr Schumacher gibt zu allem seinen grunzenden Kommentar.
Jede Menge Situationskomik und lustige Pointen bestimmen die Komödie, das sich das Edelhof-Theater dieses Jahr ausgesucht hat. "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren selbst geschrieben und politische Stücke aufgeführt", erklärt Bodo Redner. Das Ensemble habe nun einmal etwas Herzhaftes spielen wollen. Im Stile der Fernsehserie Klimbim sei das Original, das aus der Feder des Harthausener Autors Andreas Heck stammt, leicht adaptiert und mit Lokalkolorit versehen worden.
Seit April probt die Gruppe, einmal in der Woche, jetzt, kurz vor der Premiere, häufiger. Die Rollen kristallisierten sich stets heraus, weiß der Regisseur, der oft Personen vorschlägt. Aber auch für die, die nicht mitspielten, gebe es hinter der Bühne einiges zu tun. Einstudiert würden nicht nur die Texte, sondern es werde auch versucht, Stimmungen umzusetzen. Dass die Anfänger, von denen es immer wieder welche gibt, ein paar mehr Tipps brauchten, verstehe sich. Und weil noch nicht alles perfekt ist, wendet sich Redner schnell wieder seiner Truppe zu, fordert vom einen eine andere Haltung, vom anderen etwas mehr Verve.
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Presse-Probe
Es geht Schlag auf Schlag: kaum steht die Bühne (nach dem Weinlesefest-Umzug), wird schon bestuhlt und am Tag darauf ist auch schon die Rheinpfalz da.
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Die Presse über die Premiere
Die Rheinpfalz schreibt über "Zum Henker mit den Henks!" vom 07.11.
Die Rheinpfalz schreibt über "La Scuola" vom 08.11.
Zwei Premieren und weitere drei Vorstellungen am 1.November-WE
Wir haben es hinter uns! Heilfroh, dass dieses 1. Wochenende glatt, glücklich und einfach genial verlaufen ist.
Sowohl "Zum Henker mit den Henks!" spielte vor ausverkauftem Haus, als auch "La Scuola" erzeugte drei Mal Gänsehaut-feeling.
Eine kleine Bildnachlese...
Bilder zu La Scuoala sind Ausschnitte aus einer Videoaufnahme
Bilder zu Zum Henker mit den Henks! schoß Steffen Heinz -Vielen Dank dafür!
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